Die Erdställe sind nicht nur in Bayern und Österreich beheimatet
In Frankreich, Irland und England werden die Erdställe als "Souterrain" bezeichnet. Unter diesem Begriff werden allerdings sämtliche unterirdische Anlagen zusammengefasst, die Erdställe, wie auch verwandte Anlagen. In Bayern, Österreich und weiten teilen Frankreichs werden die Erdställe siedlungsbezogen sowie auf Grund einiger Datierungen von Holzkohle oder Keramik dem Hochmittelalter zugeordnet (ebenso in den südniederrheinischen Lösregionen). Wobei es Ausnahmen gibt. In der französischen Bretagne gehen Datierungen verwandter Anlagen bis in die Zeit um 600 vor Christus zurück. Diese unterirdischen Anlagen sind mit dem für die Erdställe typischen Schlupf ausgestattet. Siehe auch unter Souterrains auf Wikipedia (mit weiterführenden Links).
Auch in Israel wurden den Erdställen verwandte Anlagen entdeckt. Sie werden mit dem Bar Kochba Aufstand in Verbindung gebracht und in die Zeit um 100 n. Chr. datiert. Siehe auch Zusammenfassung und Übersetzung eines Aufsatzes der Archäologen Zissu und Kloner.
Aus Nord- und Südspanien gibt es verschiedene Meldungen zu Erdstallentdeckungen.
Das Phänomen der Rundgangerdställe
In Zentralfrankreich gibt es Erdställe, die in einem Rundgang enden. Vergleichbare Grundrisse sind vor allem aus Niederösterreich und dem Waldviertel bekannt. Zwischen den Beiden Gebieten liegt eine etwa 1400 km weite, rundgangerdstallfreie Zone.
Video zur S.F.E.S. Tagung in der Region Monts du Forez / Frankreich im Jahr 2015
Außerhalb der üblichen Verbreitung
Bei Niederwünsch im Saalekreis wurde bei Arbeiten an einer ICE Trasse im Jahr 2010 ein Erdstall entdeckt, der im Zusammenhang mit dem Siedlungsbefund in das Hochmittelalter datiert werden konnte.
Scheinbarer Reichtum unterirdischer Anlagen in der Steiermark
Ein scheinbarer Reichtum an verschiedenen unterirdischen Anlagen in der österreichischen Steiermark führt derzeit zu einer von der allgemeinen Forschung abweichenden zeitlichen Einordnung. Problematisch ist hier die Vermischung von Wassergängen und anderen Anlagen mit tatsächlichen Erdställen. Zudem wird auf "gemutete" (mit der Wünschelrute erfasste) Anlagen zurück gegriffen, deren Existenz nicht belegt ist. Neu ist die in einer Veröffentlichung im Jahresheft (2016) des Arbeitskreis für Erdstallforschung e.V. behauptete Datierung eines Erdstalles auf ein Mindestalter von 24.000 Jahren, die allerdings auf einer Fehlannahme beruht.
Siehe auch unter Aktuelles
Lesen Sie einen Beitrag eines Kollegen "Kritische Anmerkungen zu den Forschungsergebnissen von Heinrich Kusch".